Marco Bonn muss man in der Welt des Whiskys wohl nicht mehr vorstellen. Gleiches gilt für das Brühler Whiskyhaus. Anders verhält es sich vielleicht mit einer relativ neuen Serie, die er als unabhängiger Abfüller herausbringt.
Sie trägt den Namen The Fine Art of Whisky. Einige aus der Reihe, wie beispielsweise den erst kürzlich erschienenen Highland Park 25, hatte ich bereits die Freude verkosten zu dürfen. Mein Eindruck: der Name der Serie ist doch sehr passend.
Andere aus der Reihe, beispielsweise der Octomore 10, warten noch auf die Verkostung. Stehen aber bereit.
The Fine Art of Whisky ist eine Serie neben der so beliebten A Dream of Scottland aus dem Brühler Whiskyhaus. In der wohl die etwas preisintensiveren Whiskys abgefüllt werden. Zugleich eben auch, das gilt wohl, wenn auch nicht immer, so doch häufig, die etwas feineren.
Nun, wie dem auch sei. Was Marco macht, hat in der Regel Hand und Fuß. Nicht ohne Grund ist das Brühler Whiskyhaus als Whisky Shop des Jahres bei der letzten Interwhisky in Frankfurt ausgezeichnet worden.
Und womit? Mit Recht. Wir sind froh ein solches Epizentrum der Whisky Welt fast vor der Haustür zu haben. Die Abfüllungen, die Einkäufe, die Tastings, die Whisky Dinner oder die lockeren Grill Events haben uns stets überzeugt.
Wie sieht es nun mit dem Irish Whiskey 25 The Fine Art of Whisky vom Brühler Whiskyhaus aus? Vermag der mich zu überzeugen? Finden wir es heraus.
Rahmendaten:
Whisky: Irish Whiskey 25 The Fine Art of Whisky
Destillerie: Cooley
Abfüller: Brühler Whiskyhaus
Typ: Single Malt / Single Cask / Irish Whiskey
Land / Region: Irland
Alter: 25 Jahre (1999 – 2024)
Fasstypen: Refill Sherry Hogshead
Serie: The Fine Art of Whisky
Flaschenanzahl: 236 Flaschen
Alkoholgehalt: 47,1 %
Kühlfiltrierung: Nein
Färbung: Nein
Preis: 245 Euro
Whiskybase ID: WB252483
Auge / Anblick, Farbe:
Nase / Geruch, Aroma (0 – 10): 9
Mit einer sehr angenehmen Fruchtsüße komplexer Natur, die fein kontrastiert ist von einer angedeuteten Würzigkeit, geht es nach dem Einschenken des Irish Whiskey 25 The Fine Art of Whisky los. Pfirsich, Aprikose, Maracuja, Mandarine, Orange und Nektarine zeigen sich süß, fein und fast säurefrei. Und das absolut vordergründig. Dahinter aber liegt eine klare Tiefe der Würzigkeit, die nicht einfach zu entschlüsseln ist. Sehr, sehr fein mischen sich darin Eiche, Tabak, Erde und ein Spurenelement Rauch. Doch nur zu einem Hauch, der den großartigen Fruchtaromen keinen besseren Boden bereiten könnte. Umweht wird das feine Aromenspiel von Vanille, die deutlich, aber nicht aufdringlich wird. Ich bin begeistert, die 9.
Mund / Geschmack, Körper, Konsistenz (0 – 10): 9
Ein seichter, samtiger, süßer, sonniger Antritt, der fast genau das bringt, auf das die Nase hat hoffen lassen. Der Irish Whiskey 25 The Fine Art of Whisky überzeugt mit dieser wunderbaren Fruchtsüße, mit Caprisonne Orange, Nektarine und Mandarine. Dazu süßer Kakao, Milchschokolade und Vanille. Nicht ganz so komplex im Mund wie in der Nase. Und für den ein oder anderen Gaumen vielleicht auch zu viel an Süße. Gerade aber im Kontrast zu der feinen Würzigkeit, die mich an einen mit einer dünnen Staubschicht bedeckten alten Sekretär denken lässt, ein absoluter Hochgenuss. Perfekt verarbeitete Eiche mit einer alten Schriftrolle aus Pergament. Daneben ein Obstkorb mit überreifen Früchten. Der Alkohol ist perfekt eingebunden. Der Körper ist vollends raumgreifend. Und die Textur ist wunderbar dicht, der Malt ölig und schwer auf der Zunge. Auch im Geschmack kann ich eine gewisse Begeisterung nicht verhehlen. Die 9.
Rachen, Speiseröhre, Magen / Abgang, Nachklang (0 – 10): 9
Ein langer Abgang, der zunächst die herrliche Fruchtsüße prolongiert. Sodann kommen am Übergang von Abgang und Nachklang beim Irish Whiskey 25 The Fine Art of Whisky gemahlene Kakaobohnen hinzu. Sehr spät hallen in die Fruchtigkeit erdige Töne. Sowie ein Hauch Tabak, Rauch und Eiche. Wunderschön, die 9.
Preisleistung (0 – 10): 8
245 Euro für den Irish Whiskey 25 The Fine Art of Whisky? In Ordnung? Oder nicht? Das passt schon. Ehrlich gesagt würde ich mir das natürlich etwas günstiger wünschen. Allerdings sagt einem die aktuelle Realität des Marktes auch, dass man einen 25-jährigen Irischen Whiskey zu diesem Preis, der dann auch noch sehr gut schmeckt, nirgends bekommt. Und da ich mich in Irland mit den Whiskeys ein wenig befasse, bin ich mir da sicher. Es ist kein Schnäppchen, aber eben doch, das sollte einem klar sein, eine recht einmalige Gelegenheit. Vermute ich zumindest. Die 8 bei der Preisleistung. Und wer je vor hat ein Tasting mit älteren Irischen Whiskeys zu halten, der sollte den unbedingt mitnehmen.
Gesamtbewertung (0 – 10): 9
Wie ist er nun insgesamt einzuordnen, der Irish Whiskey 25 The Fine Art of Whisky? Sehr gut. Selbstverständlich, neben meiner ausgeprägten Leidenschaft für Schottischen Whisky schätze ich auch die Irischen Whiskeys sehr. Ganz besonders die älteren Abfüllungen von Bushmills aus der The Causeway Collection. Hier kann der Irish Whiskey aus dem Brühler Whiskyhaus nicht ganz mithalten. Aber er ist ganz knapp davor. Und, zum Vergleich, es wird in kürze ein solcher Bushmills aus Madeira Fässern mit 23 Jahren kommen. Sicher für etwas über 400 Euro. Und zieht man das in die Kaufentscheidung mit ein, dann hat der Irish Whiskey 25 The Fine Art of Whisky aus dem Brühler Whiskyhaus die Nase vorn. Von mir die 9.
Fazit:
In der Whiskybase wird der Irish Whiskey 25 The Fine Art of Whisky aktuell mit knapp 89,2 Punkten bewertet. Ich sehe ihn bei 90 Punkten.
Der Irische Whiskey aus dem Brühler Whiskyhaus ist sehr gut und gefährlich. Das heißt, man kann sich in der Einzelverkostung lange mit ihm beschäftigen. Man kann ihn aber auch, weil er unfassbar süffig ist, in bester Stimmung mit Freunden zu sich nehmen. Genau so liebe ich Whisky und Whiskey.